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"Orlan" in der Vertikalen Galerie der Sammlung Verbund"

Verantwortlicher Autor: Schura Euller Cook Wien , 21.03.2023, 16:37 Uhr
Kommentar: +++ Kunst, Kultur und Musik +++ Bericht 6520x gelesen
Versuch dem Rahmen zu entkommen 1966
Versuch dem Rahmen zu entkommen 1966   Bild: Bildrecht Verbund Collection 2023

Wien [ENA] Die Ausstellung "Orlan - Six Decades" ist sicherlich eine spannende Ausstellung, würde sie in anderen Räumlichkeiten und nicht im Stiegenhaus des Bürogebäude der Verbund AG präsentiert werden, der sogenannten Vertikalen Galerie, die mit ihren Sicherheitschecks eher an ein Gefängnis erinnert.

Gerade Orlan, dieser bunte Vogel, diese kreative Schlange, die sich von Jahrzehnt zu Jahrzehnt immer wieder neu häutet, aber letztendlich doch nur das Urbedürfnis nach freier Sexualität und Körperlichkeit lebt, hätte besseres verdient als in einer Institution ausgestellt zu werden, die Kunst und Widerstand ganz einfach nicht atmet und in dem eine Orlan wie in einem Vogelkäfig zu verkümmern droht. So muten ihre realistischen Darstellungen von weiblichen und männlichen Genitalien in diesem Ambiente eher wie Clobilder an und verfehlen das panisch-revolutionäre Element einer Orlan, die mit einer unerhörten Selbstzerfleischung sich kindlich raffiniert inszeniert und dabei dreist und rücksichtslos gerne jedes Tabu in Angriff nimmt.

Fast hysterisch steigert sie sich in immer neue Themen um in diesem ganzen Gefühlswirrwarr und emotionalen Ausnahmezustand Schreie zu Farben und Formen zu verdichten, die in ihrer Intensität das Publikum immer wieder in Staunen, Rage aber auch Begeisterung versetzten. Da sind die oft verstörenden, aber immer authentischen Werke wie "Orlan gebiert ihr geliebtes Selbst - Sich auf dem Markt in kleinen Stücken verkaufen - Schwarze Jungfrau mit geflügeltem Fuß bei der Himmelfahrt - Chirurgischer Performance Eingriff genannt Omnipräsenz oder Self-Hybridation zwischen der Venus von Botticelli und dem Gesicht von Orlan." Kuratorin Gabriele Schor positioniert die Künstlerin in der feministischen Avantgarde, die das Private politisch versteht.

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