
Pater Anselm Grün "Versäume nicht dein Leben"
Wien [ENA] Der deutsche Benediktiner-Pater, Betriebswirt und Autor unglaublich vieler spiritueller Bücher, spricht in seinem Buch "Versäume nicht dein Leben" eigentlich ein wichtiges psychologisches Thema an, wenn er versucht zwischen gelebten und nicht wirklich gelebten Leben zu unterscheiden und daraus eine Art Gesellschaftskritik formuliert, die sich mit dem Zustand des Bewusstseins des modernen Menschen auseinandersetzt.
Denn in der Qual der Wahl zwischen den vielen Möglichkeiten zu unterscheiden und der Angst doch nicht das Richtige zu finden, lebt man anscheinend am Leben vorbei. Lau, bequem und belanglos plätschert die Lebenszeit dahin und oft führen auch endlose Ausbildungen nicht notwendigerweise zum Ziel, sondern verhindern eher jenes Einlassen und jene Hingabe die zum Lebensmittelpunkt wird. Dadurch werden immer mehr Menschen zu Generalisten, die zwar vieles wissen und auch können, aber nicht die Leidenschaft besitzen für eine Überzeugung zu brennen. Dem stellt Pater Anselm Grün sein eigenes Leben gegenüber, in dem er gleich nach dem Abitur wusste was er wollte. 1964 trat er in den Benediktiner Orden mit einem leidenschaftlichen Anliegen ein.
Er wollte nämlich schon damals die Welt und die Kirche verändern und die Botschaft Jesu in einer neuen Sprache verkünden. Das ist ihm letztendlich auch mit seinen über 300 Büchern in Millionenauflage durchaus gut gelungen. Aber kann man das Leben überhaupt versäumen? Ist nicht jedes Leben auf seine Art ein wichtiger Baustein in der Kathedrale der Menschheit, die aus Blut, Schweiß, aus Lust und Leiden, Anpassung und Aufopferung gebaut ist? Und doch geht dieses ganze menschliche Drama, diese Inszenierung von Kunst und Künstlichkeit oft an der Lebendigkeit vorbei und lässt schon die Jugend in Anpassung und Orientierungslosigkeit ermatten. Für Anselm Grün ist die kraftvolle Persönlichkeit von Jesus der Gegenbeweis.
Der so ohne Zögern sein Leben opferte um das Menschsein ganz neu zu leben. Diese Radikalität sieht Pater Grün auch als Herausforderung das Leben zu wagen für alle jene, die mutlos sind, denen nichts mehr passt und die das Richtige nicht finden können. Der unstillbare Durst nach mehr Wissen, Informationen oder Sicherheit, die Angst vor Stress, Burn-out oder Überforderung führen letztendlich doch nur zu einem übersteigerten Selbstbild, dass an der Durchschnittlichkeit des Lebens zerbricht. Für den Arbeitsmarkt oft überqualifiziert, will daher das unglückliche Bewusstsein immer nur Chef oder General*in sein und die Welt durchreisen um endlich den richtigen Ort auf dieser Welt zu finden. Doch diesen Ort gibt es nicht, mahnt Anselm Grün.