Donnerstag, 19.06.2025 11:23 Uhr

Sterben die Arzt- und Zahnarzpraxen aus?

Verantwortlicher Autor: Riesenberg Berlin, 15.05.2025, 22:57 Uhr
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Anmeldung nicht mehr möglich...  Bild: Riesenberg

Berlin [ENA] Es ist nicht zu übersehen: Nicht nur die die Möglichkeit einen Termin beim Hausarzt oder Zahnarzt zu bekommen ist schwieriger geworden, auch die Anzahl der Praxiseinrichtungen hat spürbar abgenommen. Die Zahl der Mediziner, welche sich in eigener Praxis niederlassen, geht zurück.

Der Trend zur Praxisgemeinschaft wurde ja bereits Mitte der 90er Jahre immer stärker. Der Grund war u.a. die effektivere Nutzung immer besserer aber dafür auch teurer Medizintechnik, die Möglichkeit die gestiegenen Anforderungen und Kosten gemeinsam zu tragen und damit die Belastung für den Einzelnen zu verringern. Mit der staatlichen Erlaubnis der Niederlassungsfreiheit sowie der Möglichkeit, mehrere Arztsitze als Einzelperson zu betreiben und zur Sicherstellung der Versorgung Ärzte im Angestelltenverhältnis einzustellen, änderte sich die Situation jedoch grundlegend.

Viele der jungen Absolventen hatten nach der Absolvierung ihrer Pflichthospitations- und Fachausbildungszeit Zweifel, ob der Start in das "freie Unternehmertum" gelingen würde. Denn die Bedingungen für eine Niederlassung waren in den Jahren nach 2010 wesentlich komplizierter. Es nannte sich zwar immer noch "Freier Beruf" aber es zeichneten sich immer mehr Risiken und Probleme bei der Gründung einer Praxis bzw. den Einstieg in die Selbständigkeit ab. Hinzu kam die Zunahme von Fachspezialisierungen. Hätte man bereits vor etwa zwanzig Jahren bereits einmal die Statistik berücksichtigt, wäre aufgefallen, dass in den Jahren nach 2015 etwa 35 % aller Ärzte- und Zahnärzte in den altersbedingten Ruhestand gehen.

Dieser Umstand allein wäre ja kein Problem. Allerdings war die Zahl der zur Verfügung stehenden Absolventen nicht in der Lage, den Schwund zu ersetzen. Die Differenz betrug um die 10 bis 15 %. Ich hatte vor einigen Jahren diese Zahlen schon einmal in einem Artikel erwähnt, man kann die Angaben auch heute noch ohne Probleme aus den Statistischen Jahrbüchern entnehmen. Erfordert etwas Geduld und Rechenarbeit - ist aber möglich. Mittlerweile hat die Tatsache, dass der Zuwachs der sogenannten "Ärztehäuser" zwar möglicherweise ein Gewinn für die Wirtschaftlichkeit in der medizinischen Betreuung ist, aber durch die Möglichkeit, dass Nicht-Mediziner diese Einrichtung betreiben und verwalten können, keine Garantie für medizinische Qualität ist.

Diesem Umstand Rechnung zu tragen, hatte man sich auch dann im Zusammenwirken von Gesundheitsministerium und den Ärzte- und Zahnärztekammern auf ein System der gesicherten Fortbildung und auf ein nachweisbares Qualitätsmanagement geeinigt. Damit wurde der Aufwand für Nachweis-, Kontrolle- und Dokumentation allerdings immer größer. Mit der entsprechenden Erfahrung kann man sich vorstellen, dass für eine Einzelpraxis damit die Belastung immer größer wird. Der Rückgang war nicht aufzuhalten und besonders in den ländlichen Räumen fand man - trotz hervorragender Angebote - keinen Nachwuchs. Hinzu kamen steigende Zahlen von Abbrüchen in der Ausbildung, welche den Personalmangel voran trieb.

Auch wenn das Ministerium für Gesundheitswesen nunmehr irgendwie "erwacht" ist und Budgetierungen aufheben lässt, welche jahrelang ein Ärgernis für alle niedergelassenen Mediziner waren, kommt die Einsicht nun etwas spät. Der Personalmangel - auch beim medizinischen Assistenzpersonal ist gravierend und wird stetig größer. Selbst die Zuwanderung - so wie sie gegenwärtig stattfindet - wird dieses Problem nicht lösen. Die Work-Life-Balance in den Vorstellungen des Nachwuchses ist für die Lösung dieses Problems nicht sonderlich hilfreich.

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