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Zwischen Aufschwung und Abhängigkeit

Verantwortlicher Autor: Felix Pfitscher Frankfurt am Main, 05.05.2025, 08:05 Uhr
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Bargeld mit ihrer Geldpolitik
Bargeld mit ihrer Geldpolitik   Bild: Felix Pfitscher

Frankfurt am Main [ENA] Von Anfang an war der Euro mehr als nur ein Zahlungsmittel er war ein politisches Projekt zur wirtschaftlichen Integration Europas. 26 Jahre nach der Einführung der gemeinsamen Währung stellt sich jedoch die Frage neu:Trägt der stabile Euro tatsächlich zum wirtschaftlichen Wachstum im Euroraum bei?

Stabilität als Fundament: Der Euro gilt im internationalen Vergleich als stabile Währung. Die Europäische Zentralbank (EZB) verfolgt mit ihrer Geldpolitik vorrangig das Ziel der Preisstabilität – definiert als eine Inflationsrate von nahe, aber unter zwei Prozent. Diese Geldwertstabilität schafft Vertrauen bei Konsumenten, Investoren und Unternehmen. Gerade in einem Binnenmarkt mit rund 340 Millionen Menschen stellt sie ein zentrales Fundament für wirtschaftliches Handeln dar. Ein stabiler Euro schützt die Kaufkraft, senkt Transaktionskosten im grenzüberschreitenden Handel und eliminiert Wechselkursrisiken zwischen den Mitgliedstaaten. Für exportorientierte Unternehmen bedeutet das Planungssicherheit und Kosteneffizienz.

Das Euro-Symbol in Frankfurt

Vor allem kleine und mittelständische Betriebe profitieren davon, da sie sich oft keine komplexen Absicherungsinstrumente gegen Währungsrisiken leisten können. Die Einführung einer einheitlichen Währung hat maßgeblich zur Integration der Kapitalmärkte im Euroraum beigetragen und dadurch die Finanzierungskosten für Unternehmen gesenkt. Internationale Investoren schätzen zudem die relative Stabilität des Euro, der zunehmend als Reservewährung genutzt wird. Dies stärkt die Attraktivität des Euroraums als Standort für ausländische Direktinvestitionen. Der Euro fungiert damit als Katalysator für den wirtschaftlichen Austausch innerhalb Europas – ein entscheidender Wachstumstreiber für die Region.

Ein starres Korsett für heterogene Volkswirtschaften? Doch die Währungsunion ist kein Allheilmittel. Kritiker bemängeln, dass die gemeinsame Geldpolitik der EZB den nationalen Spielräumen enge Grenzen setzt. Länder mit unterschiedlichen wirtschaftlichen Ausgangslagen – etwa Deutschland und Griechenland – müssen mit denselben Leitzinsen und Wechselkursen arbeiten, obwohl ihre Bedürfnisse oft diametral entgegengesetzt sind. In wirtschaftlich schwächeren Mitgliedstaaten kann das dazu führen, dass notwendige Anpassungen – etwa durch Abwertungen der Landeswährung – nicht mehr möglich sind. Stattdessen müssen diese Länder durch Lohnzurückhaltung und fiskalische Konsolidierung reagieren, was kurzfristig das Wachstum bremsen kann.

Red. Felix Pfitscher

Fazit: Stabilität ist notwendig, aber nicht hinreichend. Der stabile Euro hat das Wirtschaftswachstum im Euroraum zweifellos unterstützt – insbesondere durch die Förderung des Handels, stabile Preise und günstige Finanzierungsbedingungen. Doch langfristiges und nachhaltiges Wachstum erfordert mehr als nur eine stabile Währung. Es braucht koordinierte Wirtschafts- und Fiskalpolitik, strukturelle Reformen sowie Investitionen in Bildung, Digitalisierung und Infrastruktur. Der Euro schafft Chancen – ob sie genutzt werden, liegt in den Händen der Mitgliedstaaten.

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